< PreviousMeisterprüfung im Gewerbe Augenoptiker Augenoptik 10 Hörakustik Fortbildung Gesundheitsbezogene Gewerbe wie Augenoptiker und Kontaktlinsenoptiker sind einerseits volkswirtschaftlich nützlich und verhelfen zum anderen der Bevöl- kerung zu einer höheren Lebensqualität. Nach einer erfolgreich abgeschlos- senen Lehrabschlussprüfung liegt der Weg zur Meisterprüfung meist auf der Hand. Hinsichtlich einer optimalen Prü- fungsvorbereitung und dem Sinn einer Meisterprüfung haben wir drei Experten (Lehrgangsleitung und Geschäftsführer der Wiener Optometrie und Hörakustik Initiative) im Rahmen des nachfolgenden Interviews befragt. Was ist für die meisten AugenoptikerInnen aus Ihrer Sicht der Antrieb, eine Meister- prüfung zu absolvieren? Belyus: Vor etwa 20 Jahren war das primäre und oftmals einzige Interesse die Gewerbeberechtigung und damit den Schritt in die Eröffnung eines eigenen Betriebes zu erlangen. Der Antrieb für eine Meister- prüfung hat sich jedoch in den letzten Jahrzehnten fundamental geändert. So wird sie als Nachweis für hohe Fachkompetenz im eigenen Beruf und als wesentliche Voraussetzung für eine Leitungsfunktion angestrebt. Auch wenn der Weg in die augen- optische Industrie führt, ist eine absolvierte Meister- prüfung eine großartige Hilfe beim Bewerbungs- gespräch. Der US-Präsident Benjamin Franklin behauptete im 18. Jahrhundert, dass eine Investition in das eigene Wissen immer noch die besten Zinsen bringen würde. Das gilt auch heute noch, selbst wenn die Bankzinsen wieder steigen sollten. Medvey: Gut qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei Augenoptik-Unternehmen sehr begehrt. Das ist auch leicht zu verstehen, denn wenn eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter ausge- zeichnete Kompetenzen in der Brillenglasbestim- mung, bei vergrößerten Sehhilfen und im Bereich der Kontaktlinsenanpassung aufweist, dann geht nahezu automatisch eine Steigerung der Unterneh- mensgewinne einher. Da rechnen sich auch schnell etwas höhere Lohnkosten. Mit welchem Zeitaufwand muss man in der Vorbereitung rechnen, um die Meisterprüfung positiv zu bestehen? Gutstein: Grundsätzlich empfehle ich die Prüfungs- vorbereitung strukturiert anzugehen. Also Lernzeit Dieter Medvey, MScAugenoptik 11 Hörakustik Bilder: OHI, stock.adobe.com/InsideCreativeHouse Fortbildung für die Theoriegegenstände und Übungszeit für die Optometriepraxis und Werkstattpraxis genau einzuplanen. In diesem Zusammenhang besteht auch die wohl einzigartige Stärke der OHI in Wien. Neben einem umfangreichen und fokussierten Skriptenwesen werden alle erforderlichen Kompe- tenzen innerhalb von zwei Jahren berufsbegleitend vermittelt. In einem weiteren halben Jahr wird das Wissen für die Befähigungsprüfung Kontaktlin- senoptiker erworben. Belyus: Mit über 30 Vortragenden und Trainern aus allen Disziplinen – also Augenoptikermeister, Augenärzte, Neurologen, Allgemeinmediziner, Arbeitsmediziner und Orthoptisten – wird man in der OHI Wien nicht nur perfekt für die Prüfungen Augenoptikermeister und Kontaktlinsenoptiker vor- bereitet, sondern lernt darüber hinaus auch enorm für die eigene Praxiskompetenz. Ich bin mir sicher, dass man zukünftig – wie auch schon im akade- mischen Bereich üblich – nicht nur gefragt wird, welche Prüfung man hat, sondern auch an welcher Ausbildungsstätte man sein Wissen erworben hat. Mit dem enorm hochwertigen Pool an Vortragenden profitiert man von der Vorbereitung bei der OHI auf jeden Fall. Medvey: Ein wesentlicher Aspekt beim Zeitauf- wand ist auch, dass bei der OHI die Vorbereitung zum Augenoptikermeister und Kontaktlinsenoptiker berufsbegleitend absolviert wird. Dadurch kann man das neue Wissen und die neuen Kompetenzen sofort im Betrieb anwenden und festigen. Zudem hat man neben der Zeit der Höherqualifikation auch ein laufendes Einkommen. Macht es Sinn, auch die Befähigungsprüfung im Gewerbe Kontaktlinsenoptiker zu absolvieren? Medvey: Absolut. Gerade in dem Bereich sind die Berufsaussichten enorm gut. Manche Augen- optikbetriebe erreichen mit dem Bereich der Kontaktlinsen über 25 Prozent des Gesamt- umsatzes. Ohne Kontaktlinsenoptiker wäre das undenkbar. Interview-FortsetzungFür mich ist die Vermittlung von Freude am Beruf wichtig. Wird der Beruf zur Berufung, so hat man gewonnen. Harald Belyus, MSc, CEO Augenoptik 12 Hörakustik Belyus: Es macht auch Sinn, unmittelbar nach der Augenoptiker-Meisterprüfung sofort die Be- fähigungsprüfung Kontaktlinsenoptiker anzuge- hen. Denn im Bereich der Anatomie, Pathologie und Physiologie gibt es bei den beiden Berufen und demnach auch in den Prüfungsordnungen Überlappungen. Deshalb bietet die OHI auch den Vorbereitungslehrgang zur Meisterprüfung Augen- optiker und Befähigungsprüfung Kontaktlinsenopti- ker in einem an. Wie werden sich die Meisterprüfung im Gewerbe Augenoptik und die Befähigungs- prüfung Kontaktlinsenoptiker hinsichtlich des NQR 6 Standards entwickeln? Gutstein: Ich freue mich sehr, dass die Meister- prüfung im Gewerbe Augenoptiker auf NQR 6 Level eingestuft werden wird und damit der Wis- sensaneignung durch ein Baccalaureat-Studium gleichgestellt wird. Allerdings wird dadurch auch die Meisterprüfung zukünftig anders ablaufen müssen. Eben auf NQR 6 Level. Für die Branche wird diese Entwicklung neue Chancen bereiten. Bis dahin dauert es aber noch einige Zeit. Belyus: Jede Art der Harmonisierung innerhalb Europas wäre zudem zu begrüßen. Da haben wir aber noch einen langen Weg vor uns. Die Berufs- vereinigung European Council of Optometry and Optics, kurz ECOO genannt, ist dazu ein Wegbe- Harald Belyus, MSc, CEO Fortbildung www.ohi.at @ohiwien Augenoptik 13 Hörakustik Bilder: OHI, stock.adobe.com/Photocreo Bednarek Fortbildung reiter. Auf dem Level der Basisausbildung ist die OHI bereits ECOO akkreditiert, das bedeutet, dass angehende Augenoptikerinnen und Augenoptiker bei der OHI nicht nur für die Lehrabschlussprüfung vorbereitet werden, sondern auch das Diplom „European Qualification in Optics“ erwerben kön- nen. Die ersten Absolventinnen und Absolventen bekommen dieses großartige Diplom beim OHI UPDATE am 9. Oktober in Wien verliehen. Welchen Aspekt sehen Sie in der Ausbildung angehender Augenoptikermeister und Kon- taktlinsenoptiker am allerwichtigsten? Medvey: Für mich ist das Wichtigste, dass unsere Absolventinnen und Absolventen nicht nur ihre Prü- fungen bestehen, sondern von uns weitreichende Kompetenzen vermittelt bekommen, die sie schon während der Ausbildung und insbesondere da- nach im täglichen Berufsleben anwenden können. Belyus: Für mich ist die Vermittlung von Freude am Beruf neben der notwendigen Vermittlung an Kompetenzen enorm wichtig. Denn man verbringt so viel Zeit im Beruf. Wird der Beruf zur Berufung, so hat man gewonnen. Und dazu strenge ich mich an beizutragen. Gutstein: Ich sehe vor allem die Vielfalt in der Ausbildung. Durch die interdisziplinäre Zusam- menarbeit bei den Trainerinnen und Trainern erhält man bei der OHI eine wohl einzigartige Qualität der Ausbildung und Prüfungsvorbereitung. Wann startet der nächste Vorbereitungslehr- gang bei der OHI und auf was sollte man achten? Gutstein: Der nächste und mittlerweile vierte Vorbereitungslehrgang zur Meisterprüfung im Gewerbe Augenoptiker und Befähigungsprüfung Kontaktlinsenoptiker startet berufsbegleitend am Montag, den 23. Jänner 2023. Für eine Teilnahme am Lehrgang ist eine positiv abgeschlossene Lehrabschlussprüfung im Gewerbe Augenoptiker Voraussetzung. Belyus: Wie bei der ersten Frage begonnen, schließe ich bei der letzten Frage mit einem meiner Walter Gutstein, PhD, CEO liebsten Zitate. Diesmal von Konfuzius, der um 500 vor Christus lebte. Von ihm stammt das berühmte Zitat: „Auch eine Reise von 1.000 Meilen beginnt mit einem einzigen Schritt.“ Also ich würde mich immer dazu entscheiden eine Höherqualifikation anzugehen. Wenn man sich einmal entschieden hat, dann ist man sozusagen auf Schiene. Medvey: Aus meiner Sicht sollte man darauf achten, von Anfang an die vorgetragenen Gegen- stände zu Hause zu vertiefen und mitzulernen und die Kompetenzen in der Optometrie und Werk- stätte sofort nach den OHI Workshops im Betrieb anzuwenden. Wenn man das konsequent umsetzt, dann wird man vermutlich nicht nur die Prüfungen auf Anhieb bestehen, sondern auch eine enorme Kompetenz ausstrahlen. Der nächste Vorbereitungslehrgang zur Meisterprüfung im Gewerbe Augenoptiker startet berufsbegleitend am 23. Jänner 2023. Wenn kein Präsenzseminar möglich ist, stellt der Verband der Hör- akustiker Österreichs auf Online um. Dass er das kann und ausfall- sicher beherrscht, haben die Organisatoren bereits mit ihrer Online- Tagung im Herbst 2020 bewiesen. In neun Terminen an sechs Tagen mit acht Referenten gab es Einblicke in neue Hörgeräte- Technologien, die auditorische Szenenanalyse und Tinnitus-The- rapie. Aktuelles zu Normen und der neuen MDR sowie eine Live- Show aus dem Otoplastik-Labor rundeten das Programm ab. Online VHÖ-Frühjahrstagung Der Blick hinter die Kulissen – Teil 1 Die Organisation hat zwar viel Arbeit gekostet, die aber hat sich gelohnt. Thomas Aigner, Präsident des VHÖ Augenoptik 14 Hörakustik Hörakustik Wunder des Richtungshörens Für den Vortrag zum Richtungshören mit Klemens Zimmermann von GN Hearing Österreich hatte Or- ganisator und Moderator Fritz Zajicek, Kassier beim VHÖ, gleich zwei Termine vorgesehen. Zimmermann stellte in seinem Vortrag dar, wie das menschliche Gehirn mit Hilfe der interauralen Laufzeitdifferenz ITD, der interauralen Pegeldifferenz ILD und dem Pinnaeffekt arbeitet, um Signale räumlich zu unter- scheiden und zu separieren, sich auf das Signal von Interesse zu fokussieren oder uninteressante Signale auszublenden. Das, so Zimmermann, sei eine „unwahrscheinliche Meisterleistung unseres Gehirns. Mit dem Grad des Hörverlusts steigt die Schwierigkeit der Lokalisation“, führte Zimmermann aus. Auch Hörsysteme könnten abhängig von der Bauform, der Platzierung des Mikrofons und der Einstellung das räumliche Hören beeinträchtigen. Es sei aber möglich, anhand bestimmter Features wie zum Beispiel einem zusätzlichen Mikrofon im Gehörgang auch mit HdO-Hörsystemen das räumliche Hören zu unterstützen. Am Ende sei die Entwicklung damit aber noch nicht, so Zimmer- mann. Was gut sei, denn „das Thema ist komplex und unheimlich wichtig.“ Zugang zur gesamten Klangperspektive Wie Klemens Zimmermann ist auch Horst Warn- cke, Leiter Audiologie bei Oticon in Hamburg, ein beliebter Gast bei den Fortbildungsveranstal- tungen des VHÖ. Warncke griff einmal mehr das Thema Künstliche Intelligenz in Hörsystemen auf, die mittlerweile die Stufe der tiefen neuronalen Netzwerke (Deep Neural Networks, DNN) erreicht habe. Warncke beschrieb, wie die natürlichen neuronalen Netzwerke aus Neuronen im Gehirn lernen und immer wieder trainiert werden müssen, um ihre Fähigkeiten zu behalten, zum Beispiel akustische Objekte zu erkennen. Diese Netzwerke bilden sich mit einem Hörverlust langsam zurück, weil sie nicht mehr gebraucht werden. Künstliche (tiefe) neuronale Netzwerke sind biologisch in- spirierte selbstlernende Systeme, die sich durch komplexe Zwischenschichten, die sogenannten „hidden layers“, auszeichnen. Sie sind besonders gut, wenn große Datenmengen zum Training zur Verfügung stehen und können intellektuelle und mentale Prozesse darstellen. Bereits heute sind DNN deshalb besser als der Mensch, wenn es um Spracherkennung und Übersetzung, Gesichtser- kennung und medizinische Bildanalysen geht. Warncke schilderte, wie ein DNN in Hörsystemen den Zugang zur gesamten Klangperspektive ermöglicht. Das sei wichtig, weil sich das audito- rische System eben nicht, wie früher angenom- men, wie ein Scheinwerfer fokussiere. Das Gehirn brauche den Zugang zur ganzen Perspektive, also zu allen Klängen, so Warncke. „Dann können wir uns orientieren und entscheiden, worauf wir uns fokussieren wollen.“ Hörsysteme mit integrierter DNN-Technologie sorgen für einen sehr natürlichen Klang und können daher deutlich leiser eingestellt werden, erläuterte Warncke. Gleichzeitig liefern sie ein Plus von 30 Prozent in der Sprachverständ- lichkeit. „Vollständig und präzise ausgewogene Klangwelten lassen das Gehirn einfacher optimal arbeiten“, lautete sein Fazit. Das Hörsystem als intelligenter Assistent Wie Oticon nutzt auch Starkey die DNN-Techno- logie zur besseren Spracherkennung. Ein Unter- schied: Die Hörsysteme des US-amerikanischen Herstellers benötigen dazu die Rechenhilfe eines damit verbundenen Smartphones. Dem US- amerikanischen Hörsystemhersteller geht es beim Augenoptik 15 Hörakustik Bild: stock.adobe.com/Jacob Lund Photography Hörakustik VHÖ-FrühjahrstagungEinsatz von maschinellem Lernen und KI um mehr als Hörverbesserung, machte Rainer Schäfer, Ma- nager of Audiology and Training, deutlich. Weitere Kernbereiche sind demnach die Kontrolle der Gesundheit und intelligente Assistenz. Weil ein Hörverlust laut Studien mit vielen chro- nischen Erkrankungen verknüpft ist, so Schäfer, sei der Kernbereich Gesundheit besonders wichtig. Laut Studien steige das Risiko für Demenzerkran- kungen bei einem hochgradigen Hörverlust um 500 Prozent, bei einem mittelgradigen Hörverlust bereits um 300 Prozent. Die Lancet-Kommission wies erst im Jahr 2020 darauf hin, dass 40 Prozent der Demenzerkrankungen potenziell beeinflussbar sind. Der größte beeinflussbare Risikofaktor ist Schwerhörigkeit. Zur besseren Kontrolle der kogni- tiven Gesundheit seien die Hörsysteme in der Lage, die verbrachte Zeit in verschiedenen Hörsituationen zu erfassen, die Unterschiede der Hörumgebungen zu erkennen und die tägliche Tragezeit zu verringern, erläuterte Rainer Schäfer. Integrierte Sensoren lassen das Hörsystem zum Fitness-Tracker werden und erkennen einen Sturz. Die Kombination mit dem Smartphone erlaube viele Möglichkeiten, die Hörsy- steme mit zusätzlichen Features zu ergänzen. Das könne nützlich sein, aber auch überfordern, stellten die Zuhörer in der anschließenden Diskussion fest. Umso wichtiger sei die Beratung des Hörakustikers, um die wirklich für den Kunden wichtigen und nutz- baren Funktionen herauszufinden. Von der Schwingung zum Klangerlebnis Bei der Entwicklung moderner Hörsysteme hilft, dass auch die Grundlagenforschung zur Hör- verarbeitung im Gehirn voranschreitet. Dr. Maja Serman, Research Audiologist bei WS Audiology in Erlangen, erklärte anhand der Gesetze der auditorischen Szenenanalyse (ASA), wie aus einer Schwingung ein Klangerlebnis wird. Die audito- rische Szenenanalyse beschreibt die Prozesse, die in unserem Gehirn ablaufen, um aus einer Klanglandschaft einen Sinn zu erschließen, also zu erkennen, welcher Schall zu welcher Schallquelle gehört, wo sich die Schallquellen befinden und wie viele Schallquellen es gibt. Dabei gilt, dass das Gehirn Schallsignale, die zusammen anfangen, ein und demselben Objekt zuordnet und erst bei einem verzögerten Einsetzen Laute unterschei- den kann. Bei der ASA werden die verschiedenen Infor- mationen bzw. Merkmale der Klangmixturen auf Basis von Gestaltgesetzen und durch erlerntes Vorwissen gruppiert. So ist es möglich, dass die ASA fließend und schnell passiert und Menschen die Ereignisse direkt und unabhängig voneinander wahrnehmen. Dieser Prozess werde durch einen Hörverlust empfindlich gestört, weil entscheidende Merkmale nicht mehr zur Verfügung stehen, führte Serman aus. Zum Verlust der Hörbarkeit komme ein Verlust der Frequenzauflösung und ein Verlust der zeitlichen Auflösung. Jeder Schwerhörige verliere eine Kombination dieser Merkmale, ver- sorgen lasse sich aber nur eine Pathologie: der Verlust der Hörbarkeit. In der modernen Hörgeräteverarbeitung werde deshalb jede Hemisphäre unabhängig verarbeitet, mit individueller Kompression, Störgeräuschre- duktion und Direktionalität. Das Problem des Cocktail-Party-Effekts mit mehreren Sprechern lasse sich durch die Verdopplung der Hörsystem- Prozessoren für die vordere und hintere Hemi- sphäre lösen. Damit könne eine unabhängige Verarbeitung des jeweiligen Klangs erzielt werden, was dem Gehirn eine natürliche Gruppierung der Merkmale gemäß der auditorischen Szenenanalyse ermögliche. „Wann Hörgeräte tatsächlich in der Lage sein werden, Hörbarkeit, Frequenzauflösung und zeitliche Auflösung verarbeiten zu können, das weiß niemand“, schloss Dr. Maja Sermann ihren Vortrag. Sie hoffe aber, es werde bald so weit sein. Augenoptik 16 Hörakustik Hörakustik Cooles Design für die Babyboomer Der gewöhnliche Babyboomer macht sich noch keine Gedanken über die auditorische Szenenana- lyse. Die Zielgruppe ist auch nicht an Hörsystemen interessiert, wenn es nicht absolut sein muss. So gaben laut Eurotrak Germany 2018 in einer Umfra- ge 42 Prozent der Befragten an, kein Hörsystem zu wollen, weil das Design nicht zu ihrem Selbst- bild passe, 37 Prozent sagten sogar aus, sich mit einem Hörsystem zu schämen. Das wolle Signia ändern und habe deshalb Hörsysteme im Earbud- Design auf den Markt gebracht, die sich äußerlich nicht von Hearables unterscheiden, erklärte Daniel Hofer. Diese Art der Kopfhörer ist nämlich sehr be- liebt. Weltweit wurden allein im Jahr 2019 über 170 Millionen Hearables verkauft, aber nur 17 Millionen Hörsysteme. Kunden mit leichtem bis mittelgra- digem Hörverlust überlegten sich genau, ob sie wirklich ein Hörgerät möchten. Wenn sie sich dafür entscheiden, soll es zu ihrem aktiven Lebensstil passen. Mit den Active Pro Earbuds gebe es jetzt ein passendes Angebot für diese Zielgruppe. Tinnitus oft mit Hörverlust Großes Interesse gab es an zwei Vorträgen zur Ver- sorgung von Tinnitus-Patienten, die der Verband an zwei aufeinander folgenden Tagen terminiert hatte. Dr. Juliane Dettling-Papargyris, wissenschaftliche Leiterin des terzo-Instituts für angewandte Gehör- forschung, Sonneberg, hatte sich für ihren Vortrag die Vermittlung von Hintergrundwissen und Praxistipps zu subjektivem chronischem Tinnitus vorgenom- men. Laut wissenschaftlicher Erhebungen habe die Pandemie die Tinnitus-Wahrnehmung verstärkt, sagte Dettling-Papargyris. Auch das terzo-Institut habe seitdem einen vermehrten Zulauf von Tin- nitus-Patienten. Die gute Nachricht sei, nicht alle Betroffenen würden unter ihrem Tinnitus leiden. So gebe es in Österreich aktuell rund eine Million Tinnitus-Betroffene, aber nur 100.000 würden da- runter leiden. Auffällig sei nach wie vor, dass viele Tinnitus-Patienten zwar einen Hörverlust aufweisen, aber nur wenige Hörsysteme tragen. Dabei gebe es seit 2019 in der europäischen Leitlinie für die Behandlung von Tinnitus die schwache Empfeh- lung, Hörgeräte als mögliche Option für die Be- handlung von Tinnitus in Kombination mit Hör- verlust in Betracht zu ziehen. Dettling-Papargyris empfahl, in der Praxis zunächst den Schweregrad des Tinnitus zu ermitteln und hatte dafür einen Fragebogen mitgebracht. Für die Schweregrade I und II sei eine klassische Hörgeräteversorgung in Kombination mit einem Hörtraining bzw. zusätz- lich die Einbeziehung eines HNO-Arztes sinnvoll. Patienten mit Schweregrad III und IV seien dage- gen gleich an eine Facheinrichtung zu verweisen. Als Take Home Message gab sie ihren Zuhörern mit, Tinnitus-Betroffene kompetent und sachlich aufzuklären und auf einen strukturierten Ablauf der Hörgeräteversorgung zu achten. In die Versorgung sei unbedingt ein Hörtraining einzubeziehen. Wich- tig sei auch, den eigenen Kompetenzbereich nicht zu überschreiten und Begleiterkrankungen nicht zu unterschätzen. Mit den Signia-Hörsystemen im Earbud-Design erhalten Personen mit Hörverlust ein neues Lebensgefühl. www.vhoe.at Teil 2 mit dem Blick hinter die Kulissen der Online VHÖ-Frühjahrstagung in der nächsten Augenoptik & Hörakustik Ausgabe! Augenoptik 17 Hörakustik Bild: stock.adobe.com/BillionPhotos.com Hörakustik Von Beginn an: Gleiche Rechte für alle! „Durch die Festlegung auf die Unternehmensform der Genossenschaft stand von Anfang an fest, dass jedes der Mitglieder die gleichen Rechte be- sitzen soll und auch an den Vorteilen gleicherma- ßen partizipieren kann“, bringt Wolfgang Czejka, Geschäftsführer der FirstOptiker, die Ausrichtung der Vereinigung auf den Punkt. Dieser Grundsatz ist aktueller denn je: Jedes Mitglied hat gleiche Rechte und zieht gleichermaßen den Nutzen aus der Gruppe. Jeder hat die gleichen Anteile und Was mit 22 Unternehmen am 5. Juli 1980 begann, kann heute auf eine mehr als 40-jährige Erfolgsgeschichte zurückblicken: Die Fachoptiker Genossenschaft setzt mit 90 Geschäftsstellen in neun Bundesländern und einem Außenumsatz von 45 Mio. Euro ein sichtbares Zeichen am heimischen Fachoptiker-Markt. Der Marktanteil liegt bei rund 15 %. „FirstOptiker“ erfolgreiche Fachoptiker Genossenschaft seit 1980 Stimmrechte am Unternehmen. Am Unterneh- mensziel hat sich bis heute nichts geändert: Die Fachoptiker Genossenschaft ist ein Zusam- menschluss von inhabergeführten, unabhängigen Augenoptikern und Hörakustikern, die durch die Gruppengröße sowohl bei der Optimierung der Einkaufskonditionen als auch bei der Schaffung gemeinsamer Verkaufsunterstützungen dem einzelnen Mitglied im Vergleich zum allein agierenden Unternehmen massive Vorteile verschafft. Augenoptik 18 Hörakustik Frames & Shades www.firstoptiker.at Klarer Unternehmenszweck – damals … Bereits in den 1980ern trat die erste Optikkette in Österreich auf. Das trug dazu bei, dass der Un- ternehmenszweck der FirstOptiker von Anfang an klar definiert wurde. In der Kommunikation zum Endverbraucher hin wurde das gesamte Leistungs- spektrum von Fachoptikern beschrieben und auch die preisliche Kompetenz dargestellt. Verstärkend hierzu wurde zudem die erste Verbands-Wort-Bild- marke patentrechtlich geschützt und bei sämt- lichen Werbemitteln wie auch am POS verwendet. „Durch gemeinsames und intensives Marketing konnten bereits vor 41 Jahren die Kosten für den Einzelnen massiv gesenkt werden. Im Laufe der Jahre wurde der gemeinsame Einkauf mit entspre- chenden Topkonditionen eingerichtet, was zu einer zusätzlichen Optimierung der Deckungsbeiträge verhalf“, erinnert sich Werner Strassberger, eines der Gründungsmitglieder der ersten Stunde. … wie heute Auch wenn sich am ursprünglichen Unterneh- mensziel nichts geändert hat, wird seit mehr als 41 Jahren ein stetiger Transformationsprozess in Gang gehalten, der sich beispielsweise bei der Anpassung an neue, moderne Kommunikations- strategien zeigt. Zudem sind aber auch alle Eigen- tümer der Genossenschaft eingeladen, laufend und aktiv an der Gestaltung der eigenen wie auch der genossenschaftlichen Zukunft teilzuhaben. „Ganz klar ausgeschlossen ist: Es gibt keine Gesellschafter, die sämtliche Überschüsse aus dem Unternehmen abziehen könnten. Unser Ziel ist nicht, Gewinne für nur einige wenige zu erzielen, sondern allen das gleiche Unterstützungs- angebot für das eigene Unternehmen anbieten zu können“, wird Wolfgang Czejka nicht müde zu betonen. Dienstleistungsorientiert an jedem einzelnen Mitglied Ziel ist es, den FirstOptiker an seinem Standort mit aller Kraft und allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu unterstützen. Damit erklärt sich auch die Firmenphilosophie von selbst: Der genos- senschaftliche Zusammenschluss sieht sich als dienstleistungsorientierte Marketing- und Einkaufs- gemeinschaft mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähig- keit des Einzelnen nachhaltig zu verbessern. „Die Marketingmaßnahmen werden somit nicht über einen Kamm geschoren, sondern nehmen Bezug und Rücksicht auf die individuellen lokalen Gege- benheiten unserer Mitglieder“, streicht Czejka hervor. Die Fachoptiker Genossenschaft ist die am längsten in Österreich bestehende und zugleich eine der beiden größten Marketing- und Einkaufsorganisationen am österreichischen Augenoptiker- markt. Mit der neuen, europaweit geschützten Marke „FirstOptiker“ ist die klare Wiedererkennung am POS gegeben. Die Fachoptiker Genossenschaft ist die am längsten in Österreich bestehende und zugleich eine der beiden größten Marketing- und Einkaufsorganisationen am österreichischen Augenoptikermarkt. Bilder: stock.adobe.com/iuricazac, FirstOptiker Augenoptik 19 Hörakustik Frames & Shades Next >