< PreviousBilosa Symposium 2017 am Berg Isel Unter nahezu sommerlichen Bedingungen fand am Freitag, 20. Oktober und Samstag, 21. Oktober das dritte Bilosa Symposium in der beeindruckenden Kulisse am Berg Isel statt. Augenoptik 10 Hörakustik Innung & Fortbildung D ie Fortbildungsveranstaltung war spürbar mit Herz organisiert und bot neben Vorträgen zur Myopiekontrolle, Informationen zu Komplikationen, die durch Bestandteile von Kontaktlinsen-Pflegemit- tel ausgelöst werden, Perspektiven zu optoelektro- nischer Rehabilitation und einen Ausblick auf mög- liche Risken und Chancen auf dem Weg zum Erfolg eines traditionellen Augenoptikerbetriebes. Unter dem Motto „Springen Sie mit uns zum Erfolg“ und aus der einzigartigen Perspektive im Turm der Berg Isel Sprungschanze begrüßte Andrea Paul- weber die Teilnehmer/innen am Bilosa Symposium 2017. Professionell moderiert wurde die Veranstal- tung durch Michael Wittmann, der vor einigen Mona- ten zum BILOSA Team wechselte. Die Veranstaltung bot fünf Vorträge mit abwechslungsreichen Inhalten und klang mit einem Abendessen und fachlichem Austausch im Berg Isel Turmrestaurant aus. Das Sprung brett zum Erfolg. Entwicklungen in der Ortho-K Anpassung Ron Beerten referierte über Myopieforschung und zu Erkenntnissen bei Nutzung von Ortho- keratologie-Kontaktlinsen zur Erreichung des vorgegebenen Ziels einer Verringerung der My- opieprogression. „Der Kampf gegen die Myopie bringt auch einen volkswirtschaftlichen Nutzen. So steigt mit zunehmender Kurzsichtigkeit das Risiko an einem Glaukom, einer Katarakt, einer Netzhautablösungen oder myopen Makulopa- thien zu erkranken“, so Beerten. Diese Erkenntnis motiviert Kontaktlinsenanpasser Ihr Wissen zur Myopiekontrolle einzusetzen. Beerten berichtete von Erfahrungen, die eine Anpassung von Ortho- K Kontaktlinsen nur bei Fehlsichtigkeiten unter » Augenoptik 11 Hörakustik Bild: Fotolia Innung & Fortbildung minus 6,00 Dioptrien, oder präzisiert bis maximal zu einer axialen Länge des Bulbus von 26 Milli- metern nahelegen. Im Weiteren seines Vortrages verringerte er diese Empfehlung auf einen emp- fohlenen Wert von bis maximal -4,00 Dioptrien, da eine Anpassung im Fall höheren Myopien das Risiko von zentralen, cornealen Stippen steigen ließe. Die wesentlichste Zielgruppe einer Myopie- Bekämpfung der Myopieprogression bei Kindern Marino Formenti berichtete über die Ursachen der weltweit zunehmenden Myopie. Die nähere Betrach- tung der Auslöser verdient wohl Aufmerksamkeit in der Optometrie, da die Inzidenz von kausal ausge- lösten Augenpathologien, wie zum Beispiel bei einer Myopie über -9,00 Dioptrien, bereits auf über 52 % ansteigt. Neben genetischen Komponenten stellen Umweltfaktoren, Naharbeit und Lebensstil bekannte Auslöser dar. Auch die Beleuchtungssituationen im Indoorbereich führte Formenti als Triggerfaktor an. Er berichtete über Studien, die eine zu geringe Expositur von violetten Lichtanteilen im Zusammenhang mit einer Steigerung der Myopie anführen würden. „Dies steht im Widerspruch zu Blaulichtschutz bei jungen Myopen“, so Formenti. Kinder halten ihr Lese- gut naturgemäß deutlich näher als Erwachsene. Der Referent sensibili- sierte das Auditori- um optometrische Tests – wie zum Beispiel die Vergenzen – bei Kindern in einer verkürzten Entfernung von 20-25 cm durchzu- führen. In diesem Zusammenhang berichtete er, dass Esophorien, Unterakkommodation (accommodative near lag) und eine reduzierte Akkommodationsadap- tierung (accommodative facility) bei Kindern deutlich häufiger als bei Erwachsenen auftritt. Spannend ist, dass in machen Populationen Myopien auffallend geringer als in der westlichen oder asiatischen Welt auftreten. So beträgt die Myopierate in Malaysia nur 2 % obwohl auch dort die Kinder im Durchschnitt acht Stunden in der Schule verbringen. Eine Hypothese für diese geringe Myopieinzidenz basiert auf die diffe- rente Ernährungssituation in Malaysia im Vergleich zur anderen Teilen der Welt.„Dies untermauert auch die Situation bei den Eskimos“, so Formenti. So weist die Population der Inuits seit ihrer Annäherung an den westlichen Lebensstil eine Zunahme der Myopie auf. „Waren früher nur 1 % der Inuits myop, so ist die Rate auf mittlerweile 50 % Myopie gemessen an der Population gestiegen“. Formenti betonte in diesem Zusammenhang, dass die Abgabe einer vollkorrigie- renden Brillenkorrektur keineswegs ausreichend zur Genetische Komponeten, Naharbeit und Lebensstil sowie schlechte Be- leuchtungssituationen begünstigen Myopie. kontrolle mit Hilfe von Orthokeratologie-Techniken sind Kinder ab dem siebten Lebensjahr. Beerten berichtete, dass es hinsichtlich der Anpassung bei Kindern immer noch Vorurteile betreffend die Verträglichkeit von Kontaktlinsen gäbe. Dies steht jedoch im Widerspruch zu aktuellen Erkenntnis- sen. In mehreren Studien (LORIC, CRAYON, CLIP) konnte schlüssig nachgewiesen werden, dass eine Anpassung von Kontaktlinsen bei Kindern zu keinen signifikanten Nachteilen gegenüber einer Nutzung durch Erwachsenen führt. Eine neue, im September 2017 publizierte Studie von Michaud & Simard zur Myopiekontrolle beschäftigte sich mit unterschiedlichen Versorgungsmöglichkeiten bei einer fortschreitenden Myopie. Es zeigte sich, dass die Erfolgsquote bei weichen Multifokalkontaktlin- sen 40 %, bei Ortho-K Kontaktlinsen 45 % und bei 0,01 % Atropin 50 % beträgt. Augenoptik 12 Hörakustik Innung & Fortbildung Bilder: OptikumBekämpfung einer Myopieprogression wäre. Outdoor- zeiten, Körperhaltung, Sensibilisierung in der Ernäh- rung, spezielle optische Korrekturen – wie peripher defokussierte Techniken, Ortho-K Kontaktlinsen und die Nutzung von Atropin – stellen geeignete Maßnah- men zur Myopiekontrolle dar. Im Weiteren berichtete der Vortragende über die nachteilige Verwendung von Tageskontaktlinsen bei kindlichen Myopen. So weisen die meisten am Markt befindlichen Einstärken-Tages- kontaktlinsen – basierend auf eine Messung des Brian Holden Instituts – zum Rand hin eine Zunahme der negativen Dioptrienstärke auf. Dies stehe jedoch im Widerspruch zur Forderung einer defokussierten Wirkung zum Rand hin als geeignete Maßnahme einer Myopiekontrolle. Bei myopen Kindern sollte demnach eine Verwendung von Tageskontaktlinsen überdacht werden und spezielle Kontaktlinsen mit einer peri- pheren Defokussierung zur Anwendung kommen. So konnten in einem Versuch mit Mehrstärkenkontaktlin- sen – bei Anordnung Ferne zentral und Nähe peripher – die Myopieprogression gegenüber einer Kontroll- gruppe um beachtliche 30 % reduziert werden. Kontaktlinsen mit +3,00 Dioptrien Addition zeigten laut Formenti dabei die geeignetste Wirkung. Zudem referierte Formenti zu den aktuellen Entwicklungen in der Anpassung von Orthokeratologie Kontaktlin- sen bei Kindern und den aktuellen Ansätzen um die Wirkung der Myopiekontrolle weiter zu verbessern. Er berichtete, dass Orthokeratologie ursprünglich nur zur temporären Emmetropisierung über den Tag designt wurden. Bei Kindern stehe jedoch eine Kontrolle der Myopieproression im Vordergrund. Die optische Wirkungszone der Kontaktlinsen wird deshalb aktuell auf 2-3 mm verkleinert, um an dessen Stelle ausrei- chend Platz für die defokussierende, periphere Wir- kung vor der kindlichen Pupille zu gewährleisten. Eine weitere Entwicklung stellt die Soft Orthokeratologie dar, bei der die formstabilen Kontaktlinsen statt beim Schlaf über den Tag getragen werden. Im Bereich der Atropin basierenden Myopiekontrolle sind je nach Intensität der Zusammensetzung – 0,01 % bis 1 % – Nebenwirkungen noch genauer zu beobachten. Die richtige Pflege trägt zum langfristigen, komplikationsfreien Kontaktlinsentragen bei Andrea Müller-Treiber betonte in Ihren Vortrag unter anderem, dass Konservierungsstoffe wie Polyhexanid und Polyquad, Tenside, Puffer und EDTA Nebenwir- kungen haben können, die zu einem Drop-Out führen. Aktuell sind am Markt in weichen Kombilösungen nahezu nur die beiden Konservierungsstoffe Polyhe- xanid und/oder Polyquad enthalten. Dies allerdings unter unterschiedlichen Bezeichnungen. Die Kennt- nisse über diese Alias-Bezeichnungen sind laut der Referentin wichtig, da bei einer Unverträglichkeit eines Konservierungsstoffes und Komplikationen sinnvollerweise auf ein Mittel mit dem anderen Kon- servierungsstoff zurückgegriffen werden sollte. So können unerklärlich rote, trockene Augen, Infiltrate und Stippenbildungen auch einen deutlichen Hinweis auf eine Konservierungsstoff-Unverträglichkeit geben. Neue Pflegemittelgenerationen mit ähnlichen Namen wie ihre Vorgänger, beinhalten zwar oft den gleichen Konservierungsstoff wie zuvor, jedoch in einer deutlich höheren Konzentration. Dies ist dem „No Rinse – No Rub“ Wunsch der Kontaktlinsenträger geschuldet. Johann Pürmayr » Augenoptik 13 Hörakustik Innung & Fortbildung lder: OptikumAllerdings wirken sich höhere Konzentrationen von Konservierungsstoffen unter Umständen auch in stär- keren Unverträglichkeiten aus. Auch die verwendeten, benetzenden Substanzen haben sich im Laufe der Zeit verändert. So tragen Carboxymethylcellulose und Hyaluronsäure positiv zur Reduktion der Stippenbil- dung bei. Im Gegenzug verdunstet eine solche Lösung in Kombination mit Polyhexanid deutlich schneller und beeinflusst dadurch die desinfizierende Wirkung nega- tiv. Oberflächenaktive Substanzen und Puffersysteme beeinflussen ebenfalls die Desinfektionswirkung und die Interaktion mit den unterschiedlichen Kontaktlin- senmaterialien. Müller-Treiber berichtete dazu ausführ- der Desinfektion bei organischen Verschmutzungen und auch gegen Biofilme auf. Allerdings kann es zu einer Steigerung von mechanischen Komplikationen am Auge kommen. Fit in die Zukunft – wie geht das (noch)? Die Österreicher geben etwa 3,8 % ihres jährlichen Einkommens für Gesundheit aus. Johann Pürmayr berichtete dem Auditorium, dass Herr und Frau Österreicher für Brillen jährlich durchschnittlich gerade einmal 69 Euro pro Person ausgegeben. Im Vergleich dazu – für Toilettenpapier wenden die Österreicher pro Person und Jahr 20 Euro auf. Die Zahl der österreichi- schen Augenoptikbetriebe bleibt seit Jahren mit 830 Outlets traditioneller Betriebe und 320 Verkaufsstellen von Optikketten nahezu gleich. In den Betrieben arbeiten insgesamt etwa 5.000 Augenoptiker. Um die 52 % der österreichischen Bevölkerung trägt perma- nent oder temporär eine Brille. Während bei den Bril- lengläsern der Industrie recht gute Marktzahlen vor- liegen, sind die Zahlen bei Brillenfassungen aufgrund der vielen Hersteller nur sehr schwer in ausreichender Schärfe zu erhalten. Umfragen bei Konsumenten haben ergeben, dass der Marktanteil der traditionellen Betriebe am Gesamtmarkt von 47 % im Jahr 2001 auf nur mehr 32 % im Jahr 2016 gesunken ist. Jedoch gibt es auch positive Impulse, die das Audi- torium kurz aufatmen ließ. Vorteilhaft wirke sich die gesteigerte Lebenserwartung und die geänderten, deutlich herausfordernden Sehanforderungen aus. Die Konzentration im Handel und auf der Herstel- lerebene stellen hingegen neue Herausforderungen für die Augenoptiker dar. Auch die geringe Arbeits- losigkeit in der Augenoptik wirkt sich skurrilerweise negativ bei der Suche von Fachkräften aus. In die- sem Zusammenhang sah Pürmayr die Ausbildung im zweiten Bildungsweg äußerst positiv. Positive Konjunkturaussichten, ein steigendes Marktvolumen, die gegenseitige Kannibalisierung der Kettenbe- triebe, der im Vergleich international noch geringe Gleitsichtbrillenanteil von 26 % in Österreich und die Thematisierung des Vorsorgeaspekts stellen neue Chancen für die Zukunft der Branche dar. Auch betonte der Referent die Notwendigkeit in einen zeitgemäßen Ladenbau und Webauftritt zu investie- ren. Auch im Bereich der Sportoptik wären noch deutliche Zusatzumsätze möglich, war sich Pürmayr sicher. „Über eine Million österreichischer Brillenträ- ger betreiben Sport. Dieses Potential ist riesig und wird derzeit noch nicht annähernd genutzt“, betonte der Referent. „Onlineanteil der Einkäufe und eine lich und im Detail. Des Weiteren ist die Adsorption von Konservierungsstoffen in den Kontaktlinsenmaterialien zu beachten. So wird zum Beispiel Polyhexanid vor allem in Kontaktlinsen aus ionischen, negativ gela- denen Materialien und bei Silikonhydrogelmaterialien an- und eingelagert. Organische Verschmutzungen können bei Kombilösungen mit bis zu 50 % Redukti- on in der Desinfektionsleistung zu Problemen führen. Eine Manipulation der Kontaktlinsen ohne manuelle Reinigung und dem Abspülen der Kontaktlinsen führe laut Studien zu einer dramatischen Verschlechterung in der Keimreduktion auf Kontaktlinsen. Mit Reiben und Spülen werden sicher 99 % aller Keime entfernt. Wasserstoffperoxid weist eine bessere Wirksamkeit in Augenoptik 14 Hörakustik Innung & Fortbildung Digitalisierung der Branche stellen weitere Herausfor- derungen für die Augenoptiker dar und können aber bei entsprechenden Maßnahmen auch als Chance gesehen werden“, schloss Pürmayr seinen Vortrag. Quo vadis Low Vision? Mit der provokativen Frage ob Low Vision im Zeichen von Smartphone und Co in der Zukunft überhaupt noch ein Thema sei, eröffnete Robert Fetzer den letzten Vortrag am Bilosa Symposium in den luftigen Höhen des Berg Isel. „Die Displays würden doch ohnehin immer größer werden“, so zynisch der Referent. Fetzer berichtete unter anderem über die rasanten Entwick- lungen im optoelektronischen Rehabilitationsbereich. Er demonstrierte im Rahmen seines Vortrages an- schaulich neue „Brilleninstrumente“ mit Videofunktion, welche auditiv den Alltag von Sehbehinderten unter- stützen. Die Brillen mit optoelektronischen Aufsatz können mittels Gesten das vorlesen wohin man mit dem Finger zeigt und Personen die einem gegenüber stehen automatisch erkennen und benennen. Im Wei- teren gab Fetzer einen Überblick über die Refraktion in verkürzten Messabstand, Kantenfiltergläser und interessante Beleuchtungstechnologien für Personen mit Sehbeeinträchtigungen. Fetzer komplettierte seinen Vortrag mit einer Übersicht über das Umsatzpotential mit Low Vision Instrumenten und der Gerätschaft zur optischen Rehabilitation. Dank für die Organisation Jeder der Fortbildungsveranstaltungen organisiert weiß um die Mühen, welche im Zuge der Planung und Umsetzung entstehen Bescheid. Umso mehr ist die Organisation des gelungenen Symposiums durch Katharina Paulweber und ihr Team zu würdigen. Dafür gab es verdient Blumen. Wissen und Motivation – eine unschlagbare Kombination Dem Fortbildungsfreitag folgte ein Motivationssams- tag – mit Outdoor Führungskräftetraining. In kleinen Gruppen wurden unterschiedliche Aufgaben erfüllt. Nach dem Meistern der Übungen wurde gemeinsam über das Erlebte und Gefühlte reflektiert. Das Lösen der Aufgaben war nicht nur eine herausfordernde, sondern auch eine durchwegs unterhaltsame Erfah- rung. So konnten auf einer neuen Ebene Kontakte zu Kollegen geknüpft werden, die ganz sicher Vorteile und eine Basis für einen zukünftigen beruflichen Aus- tausch bringen werden. Es ist Zeit in zeitgemäßen Ladenbau und einen Webauftritt zu investieren. Kontakt www.bilosa.at Beitrag freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Optikum. Augenoptik 15 Hörakustik Bilder: OptikumD em Ganzen wurde ein würdiger Rahmen im Schlosshotel Velden am Wörthersee gesetzt. Zu den Teilnehmern aus Österreich konnten auch Inte- ressierte aus Deutschland, Italien, Slowenien und der Schweiz begrüßt werden. Alles in allem nahmen an der Veranstaltung knapp 80 Personen aus den Disziplinen Augenoptik, Ophthalmologie und Orthoptik teil. Seminarbericht zum Tag der Optometrie Die Kärntner Landesinnung der Gesund- heitsberufe (Sparte Augenoptik) lud am 18.11.2017 im Auftrag von LIM Ing. Mario Teufl, MSc zu einer interdisziplinären und internationalen Fortbildungsveranstaltung zum Thema Kinderoptometrie und Myo- piekontrolle. Kinderoptometrie und Myopiekontrolle Nach der Eröffnung durch LIM Teuflstartete die Veranstaltung gleich mit einem Vortrag von Seiten der Augenärzte. Dr. Herbert Staber beleuchtete in seinem Vortrag das Thema der Veranstaltung aus medizinischer Sicht. Er zeigte die morphologischen und pathologischen Veränderungen des Auges auf, die aus hohen Myopien resultieren, sowie deren Therapiemöglichkeiten. Sehr anschaulich wurde gezeigt, warum es so wichtig ist, einen Weg zu finden, die fortschreitende Kurzsichtigkeit frühzeitig zu bremsen oder gar zu stoppen. Die nächsten Vortragenden waren zwei namhafte Orthoptistinnen aus dem Klinikum Klagenfurt, die auf die Problematik aus der Sicht ihrer Berufsgrup- pe eingingen. Michaela Sieger und Doris Martius- Nusser wiesen in ihrem erfrischenden Beitrag unter anderem auf die Notwendigkeit der Einschränkung des Konsums von digitalen Medien bei Kindern hin. Sie zeigten auch anschaulich die Sehentwicklung bei Kleinkindern und die möglichen Anfangspunkte für frühzeitige Therapien im Bereich der progre- dienten Myopie auf. in Velden Augenoptik 16 HörakustikMarino Formenti O.D. von den Univer- sitäten Padua und Montreal brachte einen Überblick der Studienlage im Bereich der Myopiekontrolle. Von der Versorgung durch spezielle Kontakt- linsen bis hin zur richtigen Ernährung scheint es viele Möglichkeiten des Eingreifens in der Entstehung der Myopie zu geben. Als Präsident der European Academy of Orthokeratolo- gy and Myopia Control konnte er den Zuhörern auch die neuesten Trends im Bereich der Orthokeratologie und den technischen Modifikationsmög- lichkeiten näher bringen. Nach der Mittagspause eröffnete dann Prim. Dr. El Shabrawi mit seinem Vortrag den Nachmittag. Er präsentierte Fälle von Kontaktlinsenkomplikationen im Verlauf eines Jahres auf der Augenklinik Klagen- furt und zeigte die Studienlage zum Thema Myopie- kontrolle von Seiten der Augenärzte. Er wies auf die Notwendigkeit der guten Kunden- und Patientenauf- klärung hin und empfahl, sich diese auch von den Kunden bestätigen zu lassen. Er machte auch keinen Hehl daraus, dass er persönlich kein großer Freund von Orthokeratologie-Kontakttlinsen bei Kindern sei, jedoch gegen am Tag getragene funktionierende Varianten keine Einwände hätte. Wolfgang Laubenbacher, GF Firma Tech-Lens, nrachte einen Praxisbericht aus seiner jahrelangen Anpass- erfahrung im Bereich Orthokeratologie. Er brachte 10 Fallbeispiele und zeigte, dass bei gewissenhafter Anwendung und Einhaltung der Nachkontrollen die- se Kontaktlinsen genau so sicher wie konventionelle Linsen angewendet werden können. Er ist auch selber seit mehr als zehn Jahren begeisterter OrthoK Träger und würde es auch jedem anderen empfehlen. Einblick in die digitale Möglichkeiten im Bereich des Myopiemanagements gab Pascal Blaser, MSc. Er präsentierte seine internationale Datenbank Myopia Care, welche sich intensiv mit der Datenerfassung und Auswertung im Bereich der progredienten Myopie beschäftigt. Es sind dabei sowohl Eltern wie auch Pro- fessionisten integriert, sie können auf Informationen zu- greifen und diese auch auswerten. Weiters präsentierte er auch verschiedene Apps in diesem Zusammenhang. Michael Bärtschi Ph.D. kommt aus Bern und ist kein Unbekannter in der Branche. Er betrachtete bereits präsentierte Studien unter einem anderen Blickwinkel. Er betont, dass man Ergebnisse auch kritisch hin- terfragen sollte und es wichtig sei, die Daten genau zu interpretieren. Wie seine Vorredner wies auch er auf die Notwendigkeit des Handelns im Bereich der Myopiekontrolle eindringlich hin. Der letzter Vortragender kam ebenfalls aus der Schweiz und befasst sich seit mehr als 10 Jahren mit der Funktionaloptometrie. Diese Spezialisierung ist ein Teil der Optik, der sich mit den Verhaltensmu- stern und vor allem mit den Sehgewohnheiten der Menschen beschäftigt. Der Zugang zur Myopie ist aus diesem Gesichtspunkt ein ganz anderer und es geht sehr viel um die Lesegewohnheiten und die Entfernungen, die dabei eingenommen werden. Tobias Hermann, MSc hat den Zuhörern anschaulich vor Augen gehalten, wie wichtig es bei Kindern sein kann, sie einen gewissen Zeitraum lang mit „kom- pensierenden“ Nahplus Gläsern zu versogen und dass auch diese Maßnahme zu einem Verlangsamen der Myopieprogression führen kann. Alles in allem waren die Vorträge so spannend, dass die Zeit wie im Fluge vergangen ist und es zu einer leichten Zeitüberschreitung gekommen ist. Die Teil- nehmer waren unisono begeistert und freuten sich schon auf den nächsten „Österreichischen Tag der Optometrie“. Kontakt Ing. Mario Teufl, MSc teufl@augenblick-optik.at Beitrag freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Optikum. Augenoptik 17 Hörakustik Bilder: Optikom Innung & Fortbildung D er Vorbereitungslehrgang zur Meisterprüfung im Gewerbe Augenoptiker_in und Befähigungsprü- fung Kontaktlinsenoptik wird in der OHI in bewährter Form, berufsbegleitend in einem 20-wöchigen Block- lehrgang mit jeweils zwei und einer Woche Unterricht angeboten. Die Gesamtdauer der Ausbildung beträgt 2,5 Jahre. Zwischen den Kursblöcken kann im Betrieb und mittels eLearning Module das Erlernte vertieft werden. Somit erfahren die Teilnehmer_innen eine ideale Vorbereitung zum Prüfungsantritt. Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist Lebenslanges Lernen und eine Weiterentwicklung im Beruf nehmen zu Recht einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft ein. Dabei muss das Ziel der Ausbildung – die Erlangung der Meisterwürden – nicht zwingend in der Gründung eines eigenen Unternehmens münden. Man ist mit positiv abgelegter Meister prüfung wohl in der Lage, ein Geschäft zu eröffnen und hat zudem auch die praktische Alternative als integraler Bestand- teil eines bestehenden Unternehmens in leitender Angestelltenfunktion Karriere zu machen. Der Vorberei- tungslehrgang zur Meisterprüfung im Gewerbe Augen- optiker_in und Befähigungsprüfung Kontaktlinsenoptik, wird im Gegensatz zu anderen OHI Lehrgängen nur alle zwei Jahre durchgeführt. Die Lehrgangsplätze werden wie immer nach dem System „first come, first serve“ vergeben. Der jeweilige Lehrgangsplatz ist nach Anmel- dung auf der www.ohi.at plus Einzahlung der Anmel- degebühr fix reserviert. Eine Anmeldung zum neuen Lehrgang ist direkt auf der Webseite der OHI möglich. Start in eine großartige, berufliche Zukunft Der erste Lehrgangsblock startet am Montag, 21. Jän- ner 2019 und endet am Samstag 2. Februar 2019. Die Kurszeiten sind Montag bis Freitag von 8:00 bis 12:00 und 13:00 bis 17:00 Uhr. Am Samstag findet der Kurs von 8:00 bis 13:00 Uhr. Alle weiteren Kursblöcke sind übersichtlich auf www.ohi.at/aomp gelistet. Der darauf folgende Lehrgang wird erst für 2021 geplant. Aufgrund der mit 25 Personen limitierten Größe des Lehrgangs, wird bereits jetzt bei Interesse eine recht- zeitige Platzsicherung empfohlen. Neuer Lehrgang Augenoptikermeister startet in Wien ab Jänner 2019 Die OHI – Optometrie und Hörakustik Initiative – startet am 21. Jänner 2019 mit einem weiteren, berufsbegleitenden Vorbereitungslehrgang zur Meisterprü- fung im Gewerbe Augenoptiker_in und Befähigungsprüfung Kontaktlinsenoptik. Innung & Fortbildung Interdisziplinäre Wissensvermittlung Das notwendige Wissen und die Kompetenzen werden im Theorie-Unterricht und den Praxis- seminaren von mehr als 20 Vortragenden und Trainer_innen vermittelt. Das Team der Vortragenden und Trainer_innen setzt sich aus einem Pool von Allgemeinmediziner_ innen, Augenärzt_innen, Augen- optikermeister_innen, Neurolog_innen, Optometrist_ innen und Orthoptist_ innen zusammen. Das Team der Vortragenden und Trainer_innen findet sich auf www.ohi.at/team. Fördermöglichkeiten und Kosten Die Gesamtkosten für den Vorbereitungslehrgang Augenoptikermeister/in inklusive Kontaktlinsenop- tiker/in betragen 21.600 Euro inklusive 20 % Um- satzsteuer. Zur Anmeldung und Platzgarantie fallen 2.700 Euro inklusive 20 % Umsatzsteuer an. Die restlichen Kosten werden in fünf Teilbeträgen über 2,5 Jahre zu jeweils 3.780 Euro inklusive 20 % Ust. (3.150 Euro exklusive Ust) verrechnet. In den Kosten sind alle Skripten, Werkstattmaterialien und sogar einige Fachbücher integriert. Die OHI ist Ö-CERT Qualitätsanbieter und zudem nach CERT NÖ quali- tätszertifiziert. Alle Lehrgänge der OHI werden unter Supervision einer pädagogischen Leitung abgehal- ten. Infos zu möglichen Förderungen werden auf www.ohi.at/foerderungen angeboten. Des Weiteren besteht die Möglichkeit einer speziellen Förderung seitens der Industrie. Alle diesbezüglichen Informati- onen sind auf www.ohi.at/sponsoring ersichtlich. Besuchen Sie die OHI auf der opti München vom 12-14. Jänner 2018: opti-Campus, Halle B4 Stand 520 Die Lehre ist das Stiefkind aller Bildungs- debatten. Dabei ernten wir jetzt gerade die unerwünschten Nebenwirkungen des politischen Dogmas „Höherbildung um jeden Preis“: Weil handwerkliches Talent zu gering geachtet wird, finden die Firmen – vor allem kleine und mittle- re – immer schwerer geeignete Lehrlinge und Fachkräfte. Es ist daher kein Zufall, dass die Wirtschaftskammer Druck macht. Sie bietet öster- reichweit schon seit Längerem Talentechecks für die 13- und 14-Jährigen an. (Noch-)Kammer-Boss Christoph Leitl wünscht sich das verpflichtend, auch in den AHS, und er hat völlig recht damit. Die duale Ausbildung (also parallel betriebliche und schulische Ausbildung) gilt als internatio- nales Vorzeigemodell und Exportschlager bis nach Asien und Mexiko. Es ist Zeit, dass wir uns auch selbst wieder darauf besinnen. Die Lehre ist nicht die „Strafe“ für Schulversagen. Da ist auch bei den Eltern ein Umdenken gefragt: Es ist schwer zu akzeptieren, dass das Kind vielleicht einen niedrigeren Bildungsabschluss erreicht als man selbst. Hier wird oft unglaublicher Druck auf Kinder (und deren Lehrer) ausgeübt, um den Nachwuchs zur Matura zu zerren, auch wenn er/ sie lieber Koch oder Mechatroniker werden will. Lehre ist auch längst keine Sackgasse mehr: Es ist ein Erfolgsweg in die Selbstständigkeit. Viele machen später Matura, manche schließen sogar ein Studium an. Diese Durchlässigkeit muss noch besser, das Image der Lehre insgesamt aufge- wertet werden. Und natürlich müssen auch die Schulen wieder ihre Bildungsziele erreichen. Das wird ohnehin die Kernaufgabe der Bildungspolitik in der nächsten Regierung sein – wer immer diese undankbare Aufgabe übernimmt.“ martina.salomon@kurier.at Hören wir doch endlich auf, die Lehre als Bildungsweg zweiter Klasse zu betrachten. Handwerklich begabt: Wen interessiert das? Artikel von Martina Salomon aus dem Kurier 23.11.2017 Kontakt www.ohi.at/aomp Augenoptik 19 Hörakustik Bilder: OHINext >